Internationaler Workshop: „Aktuelle Forschungen zu den antiken Fluchtafeln“ Magdeburg, 20.-21. Oktober 2016

21.10.2016 -  

Im Rahmen des von der DFG geförderten Projekts „Magische Verfluchungen als Durchsetzung von Recht. Transkulturelle Entwicklung und individuelle Prägung der antiken Fluchtafeln“ fand am 20. und 21. Oktober 2016 im Roncallihaus Magdeburg ein internationaler Workshop zum Thema „Aktuelle Forschungen zu den antiken Fluchtafeln“ statt.

Die zwölf auswärtigen Teilnehmer kamen von den Universitäten in Brünn, Budapest, Hamburg, Heidelberg, Köln, Mainz, Moskau, Oxford, Rom und Zaragoza, sowie vom Deutschen Archäologischen Institut in Athen. Vom Lehrstuhl für die Geschichte des Altertums nahmen Bianca Bornstedt, Sara Chiarini, Martin Dreher, Kirsten Jahn, Elena Kiesel und Yves Löbel teil.

Die vier Sektionen des Tagungsprogramms waren weniger durch ausgearbeitete Vorträge als durch intensive Diskussionen geprägt. Die Magdeburger Teilnehmer leiteten die Sektionen jeweils ein (siehe Programm). Zuerst stellten sie ihre Datenbank (Thesaurus Defixionum Magdeburgensis: TheDeMa) vor, die sämtliche bisher publizierten Fluchtafeln (defixiones) erfasst und als relationale Datenbank miteinander verknüpfte Abfragen erlaubt. Weitere Berichte über neue Textausgaben, die von Teilnehmern vorbereitet werden, schlossen sich an.

Zahlreiche Fluchtäfelchen werden jedes Jahr neu gefunden und müssen nach wissenschaftlichen Standards veröffentlicht werden. Besonders groß ist der Zuwachs an Textmaterial in Griechenland, Großbritannien, Italien und in Rußland. Die aus diesen Ländern anwesenden Spezialisten stellten in der zweiten Sektion solche Neufunde vor.

In der dritten Sektion wurden sprachliche Aspekte der Verfluchungstexte behandelt, die Aussagen über die Herstellung, die Autoren und die Anwendung dieser magischen Verfluchungen ermöglichen. Die griechischen und lateinischen Tafeln wurden mit anderssprachigen Texten und verwandten Inschriftengattungen in Beziehung gesetzt.

Dem Thema des Magdeburger Projekts, die Fluchtafeln als Durchsetzung von (subjektivem) Recht, war die letzte Sektion gewidmet, in der insbesondere über den rechtlichen und gesellschaftlichen Kontext der defixiones diskutiert wurde.

Der interdisziplinäre Austausch zwischen Wissenschaftlern aus den Fächern Alte Geschichte, Griechische bzw. lateinische Philologie, Linguistik sowie Klassische Archäologie hat gezeigt, dass die Erschließung und Auswertung der antiken Fluchtafeln eine höchst aktuelle und ertragreiche Forschungsrichtung darstellt. Der Workshop, der allen Beteiligten als sehr informativ und nützlich erschien, wird dem Magdeburger Fluchtafel-Projekt nachhaltig zugute kommen.

M. Dreher

Program (pdf) des Workshops

Letzte Änderung: 31.01.2022 - Ansprechpartner: Martin Dreher