Verleihung von Fakultätspreis und Eike-von-Repgow-Stipendium an Dr. Pierre Fütterer

19.11.2015 -  

Am 19. November 2015 erhält Dr. Pierre Fütterer im Rahmen eines öffentlichen Festakts anlässlich des 413. Geburtstages Ottos von Guericke in der Johanniskirche in Magdeburg den Fakultätspreis der Fakultät für Humanwissenschaften für die beste Promotion des Studienjahres 2014/2015 sowie das Eike-von-Repgow-Stipendium verliehen. Bei letzterem handelt es sich nicht um ein Stipendium im eigentlichen Wortsinne, sondern um eine Einmalzahlung, die weitere Forschungen des Preisträgers motivieren soll. 

Herr Pierre Fütterer hat am 17. November 2014 sein Promotionsverfahren an der Otto-von-Guericke-Universität mit dem Prädikat ‚summa cum laude‘ abgeschlossen.

Der Titel seiner von Prof. Dr. Stephan Freund betreuten Dissertationsschrift lautete: ‚Wege und Herrschaft. Untersuchungen zur Raumerschließung und Raumerfassung in vormoderner Zeit am Beispiel Mitteldeutschlands im 10. und frühen 11. Jahrhundert‘. 

Die knapp 1000 Seiten zählende Arbeit beruht auf der umfassenden Aufarbeitung der urkundlichen, historiographischen und archäologischen Überlieferung für den genannten Zeitraum unter Einbeziehung von Flur-, Orts-, Siedlungs- und Gewässernamen, Bodendenkmälern, Altwegeresten und nicht zuletzt modernen Laserscans. Innovativ sind die damit geleistete Zusammenschau sowie der in dieser Form erstmals vorgenommene interdisziplinäre Zugriff, der über historische, archäologische und (siedlungs-)geographische Methoden gleichermaßen souverän verfügt. Methodisch neuartig ist zudem die Aufnahme der erhobenen Daten in eine interaktive, auf einer Kombination von Microsoft Access sowie GIS ArcView, einem geographischen Informationssystem, beruhende Datenbank, die punktgenaue Abfragen und die daraus resultierende Erstellung neuartiger Karten ermöglicht. Herrn Fütterer ist es damit gelungen, in weiten Teilen das Bild der mitteldeutschen Siedlungs- und Kulturlandschaft zu rekonstruieren, konkrete Wegeverbindungen aufzuzeigen, mit deren Hilfe es den Ottonen gelang, den Raum herrschaftlich zu erfassen und in Form von Königspfalzen und anderen Herrschaftszentren zu verdichten. Damit werden die Hintergründe der bis heute einzigartigen Kulturlandschaft auf dem Boden des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ebenso sichtbar wie der wesentliche historische Abschnitt, in dem die Genese jenes Raumes, in dem später Eike von Repgow wirkte, in zahlreichen neuen Details beleuchtet wird. Aufgezeigt werden zudem sogenannte ‚Fernverbindungen‘, die den Untersuchungsraum mit dem Westen des ostfränkisch-ottonischen Reiches verbanden, aber auch mit den östlich angrenzenden, slawisch besiedelten Gebieten.

Beide Gutachter stimmten darin überein, dass es sich bei der Dissertationsschrift von Herrn Fütterer um eine ganz herausragende wissenschaftliche Leistung handelt, die insbesondere hinsichtlich des methodischen Zugriffs Maßstäbe gesetzt hat. Die Übertragung von Fütterers Vorgehensweise auf andere (westliche und östliche) Gebiete könnte dort ebenfalls zu grundlegenden neuen Einsichten führen.

Das Institut für Geschichte freut sich, dass mit dieser Preisverleihung die in den vergangenen Jahren geleistete Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auch nach außen deutlich sichtbar wird.

 

Letzte Änderung: 31.01.2022 - Ansprechpartner: Stephan Freund