Exkursionsbericht Erfurt

13.01.2012 -  

Erfurt - Besuch der Alten Synagoge, des Erfurter Doms und des Erinnerungsortes Topf & Söhne. Die Ofenbauer von Auschwitz.

„Als Gott der Herr die Welt gemacht,
Hat er die Rassen sich erdacht:
Indianer, Neger und Chinesen
Und Juden auch, die bösen Wesen.“

Diese Worte stammen aus einem 1936 in sechster Auflage veröffentlichten Kinderbuch von Elvira Bauer. Unter dem Titel „Trau keinem Fuchs auf grüner Heid und keinem Jud bei seinem Eid! Ein Bilderbuch für Groß und Klein“ schürte die damals 18 Jährige mit bunten, fröhlichen Bildern und gereimten Texten antisemitische Vorurteile - eine Propaganda, voll von antijüdischen Stereotypen.

In einem Seminar zur „Darstellung der Juden vom Mittelalter bis 1945“ haben sich Magdeburger Studentinnen und Studenten unter der Leitung von Dr. Monika Gibas mit Abbildungen und Stereotypen von Judenbildern beschäftigt. Anhand von Plastiken und Abbildungen in Kirchen, von mittelalterlichen Texten, Zeichnungen in Zeitungen oder auf Flugblättern sowie in Kinderbüchern sind die Studierenden verschiedenen religiösen und rassistischen Judenbildern nachgegangen und haben sie im Rahmen der zeitlichen Entwicklung betrachtet und analysiert.

Eine Exkursion am 13. Januar 2012 nach Erfurt bildete den Abschluss des Seminars. Im Zentrum der Exkursion stand der Besuch der Alten Synagoge in Erfurt. Das mittelalterliche Erfurt war eine der größten Städte im Heiligen Römischen Reich und ein wirtschaftliches und geistig-kulturelles Zentrum. In diesem Umfeld entwickelte sich im späten 11. Jahrhundert auch eine der bedeutendsten mittelalterlich-jüdischen Gemeinden. In dem jüdischen Viertel lebten Christen und Juden nebeneinander und bis zum Pogrom 1349 entwickelte sich so ein überwiegend friedliches und besonders wirtschaftlich wichtiges Miteinander.

Mit dem bereits 1100 erbauten jüdischen Gotteshaus, findet sich hier heute eine der ältesten Synagogen Europas. Bei einer Führung mit der Leiterin Ines Beese wurde die Geschichte der Synagoge erklärt und auch der 1998 bei Ausgrabungen im ehemaligen jüdischen Viertel entdeckte Schatz aus dem 13. und 14. Jahrhundert präsentiert. Die zum Teil einmaligen Schmuckstücke aus dem Hochmittelalter belegen die hohe wirtschaftliche Bedeutung, die die jüdische Gemeinde in Erfurt hatte.

Neben der Alten Synagoge ist die mittelalterliche Mikwe, die 2007 von Archäologen entdeckt wurde, als jüdisches Ritualbad aus der Mitte des 13. Jahrhundert ein weiterer Teil des Netzwerks „Jüdisches Leben in Erfurt“.

Der Erfurter Dom mit seinen Abbildungen der Synagoga und einer Judensau aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts und der Besuch der Ausstellung „Erinnerungsort Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz“ bildeten schließlich den Abschluss der Exkursion. In diesen Räumen, wo einst die Leichenverbrennungsöfen und Lüftungstechniken für die nationalsozialistischen Konzentrationslager hergestellt wurden, erinnert heute eine Ausstellung an die Beteiligung der Industrie am Holocaust.

Am 27. Januar 2012 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durchdie Rote Armee zum 67. Mal. Als offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ist er ein "DenkTag". Denn das Erinnern und Nachdenken über die Vergangenheit ist eine Verantwortung für die Zukunft, damit so etwas nicht noch einmal geschehen kann.


Sophie Hubbe

Letzte Änderung: 03.06.2014 - Ansprechpartner: Webmaster